Paul Graham: Was man nicht aussprechen kann
Geschrieben Januar 2004, übersetzt von Thorsten Siebenborn
Original: What You Can't Say
Kommentare mit Zahlen entsprechen übersetzten Originalkommentaren, Kommentare mit Buchstaben eigenen Anmerkungen
Was mich erschreckt, ist, dass es auch einen moralischen Zeitgeist gibt. Dieser ist genauso willkürlich und für die meisten Leute genauso unsichtbar, jedoch wesentlich gefährlicher. Mode wird fälschlicherweise für gutes Design gehalten, der moralische Zeitgeist gilt irrigerweise als anständiges Verhalten. Sich seltsam zu kleiden löst Gelächter aus. Moralische Anschauungen zu verletzen birgt jedoch die Gefahr in sich, den Arbeitsplatz zu verlieren, verachtet, eingesperrt oder sogar ermordet zu werden.
Wenn man mit einer Zeitmaschine zurück in die Zeit reisen könnte, wäre man zumindest einer Sache gewiss: Egal, wo man hinreisen würde, man müsste aufpassen, was man von sich gibt. Meinungen, die wir heute als harmlos empfinden, hätten uns in große Schwierigkeiten gebracht. Ich habe bereits eine Sache erwähnt, die mir während des siebzehnten Jahrhunderts in fast ganz Europa großen Ärger bereitet hätte, und die Galileo in große Schwierigkeiten brachte, als er sie aussprach – dass die Erde sich bewegt[1].
Hochbegabte[a] kommen immer wieder in Schwierigkeiten. Aus demselben Grund, aus dem sie sich unmodisch kleiden und gute Ideen haben, äußern sie unpassende Dinge: Konventionen haben auf sie weniger Einfluss.
Es scheint eine unveränderliche Tatsache der Geschichte zu sein: In jeder Epoche haben Leute Dinge geglaubt, die einfach nur lächerlich waren und die so fest geglaubt wurden, dass man in entsetzliche Schwierigkeiten gekommen wäre, falls man etwas anderes geäußert hätte.
Ist unsere Zeit wirklich anders ? Für jemanden, der auch nur etwas Geschichte gelesen hat, ist die Antwort ein sicheres Nein. Es müsste schon ein bemerkenswerter Zufall sein, wenn wir in einer diesbezüglich makellosen Epoche leben würden.
Es ist eine bedrückende und zugleich verlockende Vorstellung, dass wir Dinge glauben, die Besucher aus der Zukunft lächerlich finden werden. Auf welche Dinge müsste jemand, der uns in einer Zeitmaschine besucht, achtgeben ? Das ist das, was ich hier untersuchen möchte. Aber ich möchte mehr als Leute mit einem Tabubruch der heutigen Zeit schockieren. Ich möchte allgemeine Methoden finden, mit denen man unabhängig von jedweder Ära das aufspüren kann, was man nicht aussprechen kann.
Der Konformisten-Test
Haben Sie irgendwelche Meinungen, die Sie ausgesprochen ungern vor Leuten in Ihrer Gruppe äußern würden ?
Wenn die Antwort nein lautet, wäre es vielleicht angebracht, innezuhalten und darüber nachzudenken. Wenn alles, was Sie glauben, etwas ist, was Sie glauben sollten, kann das wirklich Zufall sein ? Die Wahrscheinlichkeit spricht dagegen. Es ist viel wahrscheinlicher, dass Sie gerade das denken, was man Ihnen erzählt hat.
Die andere Alternative besteht darin, dass Sie unabhängig von anderen jede Frage selbst sorgfältig geprüft haben und exakt zu denselben Antworten gekommen sind, die man heute als annehmbar ansieht. Das scheint jedoch nicht sehr wahrscheinlich zu sein, weil Sie auf diesem Wege genau dieselben Fehler machen müssten. Kartographen tragen absichtlich kleinere Fehler in Ihre Karten ein, damit sie erkennen können, wenn jemand Ihre Karte kopiert. Wenn eine andere Karte genau denselben Fehler aufweist, dann ist das ein sehr überzeugender Beleg.
Wie in allen anderen Epochen der Geschichte ist unsere moralische Weltsicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit teilweise fehlerhaft. Und jeder, der genau dieselben Fehler macht, macht diese wahrscheinlich nicht aus eigenen Fehlschlüssen. Genauso könnte jemand behaupten, dass er 1972 völlig unabhängig von anderen Schlaghosen plötzlich toll findet.
Wenn Sie jetzt alles glauben, was Sie glauben sollten, wie können Sie dann sicher sein, dass Sie nicht das geglaubt hätten, was man Ihnen als Sklavenbesitzer[b] im amerikanischen Süden, als Deutscher in den dreißiger Jahren oder, was das betrifft, als Mongole 1200 n. Chr. erzählt hätte ?
Die Chancen stehen gut, dass Sie das Gleiche glauben würden.
Zurück zum Zeitalter der Ausdrücke wie "gut angepasst[c]" scheint es allgemeine Auffassung zu sein, dass etwas mit Ihnen nicht stimmt, wenn Sie Sachen denken, die Sie nicht laut auszusprechen wagen. Das erscheint rückständig. Es ist sehr sicher, dass mit Ihnen wirklich etwas nicht stimmt, wenn Sie nie Sachen denken, die Sie nicht auszusprechen wagen.
Ärger
Natürlich suchen wir nicht einfach nur Dinge, die wir nicht aussprechen können. Wir suchen nach Dingen, bei denen wir nicht sagen können, dass diese wahr sind oder bei denen eine auch nur so geringfügige Chance auf Wahrheit besteht, dass die Frage besser offen bleiben sollte. Aber viele der Sachen, bei denen Leute Ärger bekommen, erfüllen gerade diese zweite, geringfügigere Bedingung. Niemand bekommt Ärger, weil er sagt, dass 2 + 2 fünf ist oder dass die Menschen in Pittsburgh drei Meter groß sind. Solch offensichtlich falsche Äußerungen mögen als Scherze oder schlimmstenfalls als Anzeichen von Geisteskrankheit durchgehen, aber niemand regt sich groß darüber auf. Die Äußerungen, die Leute wirklich wütend machen, sind gerade diejenigen, bei denen sie befürchten, dass man sie für wahr halten könnte. Ich vermute, dass Äußerungen, bei denen Leute völlig ausrasten, gerade diejenigen sind, bei denen sie selbst befürchten, dass sie wirklich wahr sind.
Wenn Galileo gesagt hätte, dass Leute in Padua drei Meter groß sind, hätte man ihn für einen harmlosen Spinner gehalten. Aussprechen dass die Erde die Sonne umkreist ist eine andere Geschichte. Die Kirche wusste, dass das Leute zum Nachdenken bewegen würde.
Wenn wir in die Vergangenheit zurückblicken, funktioniert diese Daumenregel sicher ganz gut. Viele der damaligen Äußerungen, die Leute in Schwierigkeiten gebracht haben, sehen heutzutage harmlos aus. Es ist also wahrscheinlich, dass Besucher aus der Zukunft zumindest ein paar der Behauptungen bestätigen werden, die heute Leuten Ärger bereiten. Haben wir keine Galileos ? Wohl kaum.
Um diese Sachen zu finden, halten Sie nach Meinungen Ausschau, die Leute in Schwierigkeiten bringen und fragen Sie sich selber: Könnte das wahr sein ? Ok, es mag ketzerisch klingen, aber könnte es nicht doch wahr sein ?
Ketzerei
Ein andere Herangehensweise ist es dem Wort „Häresie“ zu folgen. In
jedem Zeitabschnitt der Menschheitsgeschichte scheint es gewisse
Etiketten zum Abwürgen von Äußerungen zu geben, bevor sich irgendjemand
fragen kann, ob diese wahr sind oder nicht. Während eines langen Zeitraums
der westlichen Geschichte waren „Blasphemie“, „Sakrileg“ und „Ketzerei“
solche Abstempelungen, neuere sind „unanständig“, „unpassend“ und
„unamerikanisch“.
Heute haben diese Bezeichnungen ihren Stachel verloren. Den verlieren
sie auf Dauer immer. Heute werden sie meistens im ironischem Sinne
gebraucht. Aber in Ihrer Zeit hatten sie echte Durchschlagskraft.
Zum Beispiel hat das Wort „Defätist“[d] heute keine spezielle politische Verknüpfung mehr. Aber 1917 war es in Deutschland eine von Ludendorff benutzte Waffe, um diejenigen mundtot zu machen, die einen „Verständigungsfrieden“ vorzogen[e]. Zu Beginn des zweiten Weltkrieges wurde es ausgiebig von Churchill und seinen Unterstützern dazu verwendet, um andere zum Schweigen zu bringen. 1940 war jedes Argument gegen Churchill's aggressive Politik „defeatist“. War es richtig oder falsch ? Idealerweise kam niemand so weit, diese Frage stellen zu können.
Wir haben solche Abstempelungen selbstverständlich auch heute, sogar eine ganze Menge, vom universell einsetzbarem „unangebracht“ bis zum gefürchteten „zwieträchtig“. In jedem Zeitabschnitt sollte es einfach sein, solche Abstempelungen auszumachen, indem man einfach danach schaut, wie Leute mißliebige Ideen unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt nennen. Wenn ein Politiker sagt, dass sein Gegner sich irrt, dann ist das eine geradheraus vorgebrachte Kritik. Wenn er aber eine Äußerung als „zwieträchtig“ oder „ethnisch verletzend“ angreift anstatt zu argumentieren, dass sie falsch sei, sollten wir aufmerksam werden.
Ein weiterer Weg, Tabus ausfindig zu machen, die in der Zukunft für Heiterkeitsausbrüche sorgen werden, ist es, sich Etiketten anzusehen. Nehmen wir eine solche Abstempelung – z. B. „sexistisch“ – and fragen uns, welche Vorstellungen damit bezeichnet werden könnten. Dann fragen wir uns für jede: Könnte die Vorstellung wahr sein ?
Fallen Ihnen gerade ein paar solcher Begriffe zufällig ein ? Ja, weil sie nämlich nicht zufällig sind. Die Vorstellungen, die einem als erstes in den Sinn kommen, werden die einleuchtendsten sein. Es werden diejenigen Dinge sein, die einem selbst aufgefallen sind, aber bei denen man nicht zum Nachdenken kommen soll.
1989 haben sich ein paar gescheite Forscher die Augenbewegungen von Radiologen angesehen, als diese Brustaufnahmen auf Anzeichen von Lungenkrebs untersuchten[3]. Sie fanden heraus, dass selbst bei denjenigen, die eine Krebsgeschwulst übersahen, die Augen länger auf der dementsprechenden Stelle verharrten. Ein Teil Ihres Gehirns wusste, dass dort etwas ist; es drang nur nicht in das Bewusstsein vor. Ich meine, dass sich viele abweichlerische Gedanken bereits in unserem Verstand gebildet haben. Wenn wir unsere Selbstzensur kurzzeitig abschalten können, dann werden diese als erste auftauchen.
Zeit und Raum
Änderungen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart sind manchmal ein Fortschritt. In einem Gebiet wie der Physik stimmen wir deshalb nicht mit unseren Vorfahren überein, weil wir Recht haben und sie nicht[f]. Aber dies wird sehr schnell unklarer, wenn wir uns von der Gewißheit der harten Wissenschaften wegbewegen. Wenn wir bei sozialen Fragen ankommen, sind viele Veränderungen bloßer Zeitgeist geworden. Die Dauer der Übereinstimmung variiert wie Kleidersäume.
Wir mögen den Eindruck haben, dass wir viel gescheiter und tugendhafter als unsere vergangenen Generationen geworden sind, aber je mehr man sich mit der Geschichte befasst, desto weniger sieht es danach aus. Die Leute damals waren uns sehr ähnlich. Keine Helden, keine Barbaren. Was sie auch immer gedacht haben, es waren Vorstellungen, die vernünftige Leute geglaubt haben konnten.
Und wieder haben wir eine interessante Quelle von Häresien ausgegraben. Vergleichen wir Vorstellungen von heutigen und damaligen Kulturen und sehen wir uns die Unterschiede an[4]. Ein paar werden nach heutigem Standard schockierend sein. Ok, fein; aber welche könnten eventuell wahr sein ?
Man muss nicht einmal in die Vergangenheit schauen um große Unterschiede zu finden. In unserer eigenen Zeit haben verschiedene Gesellschaften ausgesprochen unterschiedliche Vorstellungen davon, was in Ordnung und nicht in Ordnung ist. Man kann also andere Vorstellungen mit den eigenen vergleichen (Der beste Weg ist es, diese aufzusuchen).
Man wird teilweise widersprüchliche Tabus finden. In einer Kultur scheint es schlimm zu sein, x zu denken, während es in einer anderen Kultur schlimm ist, x nicht zu denken. Aber ich meine, der Schock wird sich gewöhnlich auf eine Seite beschränken. Meine Hypothese lautet, dass sich die Seite, die sich aufregt, höchstwahrscheinlich im Unrecht befindet[5].
Ich vermute, dass die einzigen Tabus, die wirklich mehr als nur Tabus sind, gerade diejenigen sind, die allgemeingültig sind oder eine überwältigende Mehrheit finden. Mord zum Beispiel. Aber jede Vorstellung, die signifikant häufig zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Kulturen auftritt und als harmlos erachtet wird, aber bei uns tabuisiert wird, ist ein Anwärter auf einen Irrtum von uns.
Beispiel: Als in den frühen Neunzigern die politische Korrektheit Ihren größten Einfluss erreichte, hat Harvard Ihrer Fakultät und Ihren Mitarbeitern eine Broschüre zugesandt. Darin stand unter anderem, dass es unangebracht sei, die Kleidung von Kollegen oder Studenten zu loben. Kein „Nettes T-Shirt“ mehr. Ich denke, dieses Prinzip ist unter den Kulturen der Welt sehr selten, ob früher oder heute. Es gibt eher mehr Kulturen, wo es als ausgesprochen höflich gilt, die Kleidung von jemandem zu loben als es als unangebracht anzusehen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass dies, mild gesehen, eines der Tabus ist, auf die ein Besucher aus der Zukunft achtgeben sollte, wenn er das Ziel der Zeitmaschine auf Cambridge, Massachusetts/USA 1992 einstellt.
Musterknaben
Köpfe von Kindern sind Lagerstätten aller unserer Tabus. Es scheint uns richtig zu sein, dass die Vorstellungen unserer Kinder sauber und rein sein sollten. Das Bild der Welt, das wir Ihnen geben, ist nicht nur vereinfacht, um dieses ihrem erst entstehendem Verstand anzupassen. Es ist auch dementsprechend unseren Vorstellungen, was Kinder denken sollten, blankgewienert[6].
Man sieht es im kleinen Maßstab an Schimpfwörtern. Viele meiner Freunde haben nun Kinder, und sie alle versuchen, keine Wörter wie „Scheiße“ oder „Arschloch“[g] in Hörweite des Babys zu verwenden, damit das Baby diese nicht nachplappert. Allerdings sind diese Wörter nun einmal Teil unserer Sprache und Erwachsene benutzen sie ständig. Also zeigen Erwachsene ihren Kindern ein verzerrtes Abbild der Sprache, wenn sie sie nicht benutzen. Warum machen sie das ? Weil sie denken, dass es zu Kindern nicht paßt, wenn diese die gesamte Sprachfülle benutzen. Wir mögen es, wenn Kinder unschuldig aussehen[7].
Die meisten Erwachsenen geben Ihren Kindern genauso absichtlich eine irreführende Vorstellung der Welt. Eines der bekanntesten Beispiele ist das Christkind bzw. der Weihnachtsmann. Wir finden es niedlich, wenn kleine Kinder an den Weihnachtsmann glauben. Ich selbst finde es niedlich, wenn kleine Kinder an den Weihnachtsmann glauben. Aber man fragt sich, erzählen wir es Ihnen für Ihr Seelenheil oder für unser Seelenheil ?
Ich argumentiere nicht für oder gegen diese Sache. Es ist vermutlich unvermeidbar, dass Eltern möchten, dass Ihre Kinder auf kindlich niedliche Art denken. Ich mache es wahrscheinlich selbst. Die wichtige Lektion für unseren Zweck ist, dass als Ergebnis ein wohlerzogenes Gehirn von einem Jugendlichen eine mehr oder minder vollständige Sammlung aller unserer Tabus ist – und in unbeflecktem Zustand, weil diese nicht der Erfahrung ausgesetzt wurde. Was sich auch immer später als lächerlich erweisen wird, es ist praktisch sicher, dass es sich in dem Kopf des Jugendlichem befinden wird.
Wie kommen wir an diese Vorstellungen heran ? Durch folgendes Gedankenexperiment. Stellen wir uns einen altgedienten Haudegen vor, der längere Zeit als Söldner in Afrika gearbeitet hat, dann Doktor in Nepal war und jetzt als Manager ein Amüsierlokal in Miami leitet. Die genauen Einzelheiten sind unwichtig – nur jemand, der eine Menge gesehen hat.
Nun stellen wir uns vor, das wir das, was sich im Kopf des Haudegens befindet, mit dem vergleichen, was sich im Kopf eines wohlerzogenen sechzehn Jahre alten Mädchens einer Vorstadt befindet. Was würde er denken, was sie schockieren würde ? Er kennt die Welt, sie kennt, oder zumindest repräsentiert, derzeitige Tabus. Ziehe das eine vom dem anderen ab, und das Ergebnis ist, was man nicht aussprechen darf.
Wirkungsweise
Moralische Zeitgeister scheinen nicht wie gewöhnliche Mode zu entstehen. Normale Mode scheint durch Zufall ausgelöst zu werden, wenn jemand die Marotte einer einflußreichen Person nachahmt. Die Mode breitzehiger Schuhe während des späten fünfzehnten Jahrhunderts begann, weil Charles VIII von Frankreich sechs Zehen an jedem Fuss hatte. Die Beliebtheit des Namens Gary begann, als der Schauspieler Frank Cooper den Namen einer rauhbeinigen Hüttenstadt in Indiana annahm. Moralische Vorstellungen werden aber wohl eher absichtlich erzeugt. Wenn jemand da ist, der sagt, dass wir etwas nicht in den Mund nehmen sollen, dann häufig deshalb, weil eine bestimmte Gruppe dies nicht möchte.
Das Verbot wird dann am stärksten sein wenn die Gruppe unruhig ist. Die Ironie von Galileo's Situation war, dass er in Schwierigkeiten kam, weil er Kopernikus wiederholte. Kopernikus selbst hat dies nicht getan. Tatsächlich war Kopernikus selbst Priester und hat sein Buch dem Papst gewidmet. Aber zu Galileos Zeiten war die Kirche in den Wehen der Reformation und wesentlich beunruhigter über unorthodoxe Ideen[h].
Um ein Tabu aufzustellen, muss sich eine Gruppe im Zustand der Schwäche als auch der Macht befinden. Eine selbstbewusste Gruppe braucht keine Tabus um sich zu schützen. Es gilt nicht als unpassend, herablassende Bemerkungen über Amerikaner oder das Englische zu machen[i]. Und doch muss die Gruppe mächtig genug sein um ein Tabu erzwingen zu können. Koprophile[j] haben zu dieser Zeit wohl zu wenig Mitstreiter oder genügend Energie, um Ihr Interesse zu einem Lebensstil zu machen.
Ich mutmaße, dass die grösste Quelle von moralischen Verboten Machtkämpfe sind, in denen die eine Seite nur knapp die Oberhand behält. Dort findet man eine Gruppe, die machtvoll genug ist, Tabus durchzusetzen, aber schwach genug ist, um sie zu benötigen.
Die meisten Kämpfe, was auch immer sie wirklich verfolgen, wird als Rolle zweier konkurrierender Ideen dargestellt. Die englische Reformation war im Grunde ein Kampf um Macht und Geld, aber öffentlich wurde daraus ein Schutz kostbarer englischer Seelen vor dem verderblichen Einfluss aus Rom. Es ist leichter, Leute für eine Idee kämpfen zu lassen. Und wer auch immer gewinnt, ihre Ideen werden als siegreich dargestellt, als ob Gott in weiser Voraussicht den Gewinner bestimmt hätte.
Wir denken oft gerne, dass der Zweite Weltkrieg ein Triumph der Freiheit über den Totalitarismus war. Wir vergessen bequemerweise, dass die Sowjetunion mit zu den Gewinnern zählt.
Ich sage nicht, dass Machtkämpfe niemals auf Ideen basieren, nur dass sie immer so dargestellt werden, als ob es um Ideen ginge. Und genau so, wie es nichts Unkleidsameres als eine vergangene und verworfene Mode gibt, so gibt es nichts, was so falsch war wie die Vorstellungen des besiegten Gegners. Repräsentative Kunst erholt sich nur langsam von der Begeisterung, die ihr von Hitler und Stalin zuteil wurde[8].
Obwohl moralischer Zeitgeist und Mode aus unterschiedlichen Gründen entstehen, funktioniert der Adaptionsmechanismus ziemlich gleich. Die ersten Nachfolger werden coole selbstbezogene Leute sein, deren Bestreben es ist, sich von der Masse abzugrenzen. Wenn die Mode etabliert ist, gesellt sich eine zweite, wesentlich größere Gruppe hinzu, getrieben durch Angst[9]. Diese zweite Gruppe übernimmt die Mode nicht, weil sie auffallen möchte, sondern weil sie Angst hat, aufzufallen.
Wenn wir herausfinden wollen, was wir nicht aussprechen sollen, sollten wir uns die Maschinerie der Mode ansehen und versuchen vorauszusagen, was es gerne unaussprechlich machen würde. Welche Gruppen sind mächtig, aber unruhig, und welche Vorstellungen möchten sie unterdrücken ? Welche Ideen werden als fehlerhaft dargestellt, weil sie mit der Verliererseite eines vorangegangenen Konfliktes verbunden werden ? Wenn eine coole selbstbezogene Person sich von vergangenen Moden abgrenzen möchte (z. B. von seinen Eltern), welche Vorstellungen würde er ablehnen ? Was haben konservativ eingestellte Leute Angst zu sagen ?
Diese Methode wird nicht alles finden, was man nicht in den Mund nehmen kann. Ich kann mir einige Sachen denken, die nicht das Resultat vorangegangener Kämpfe sind. Viele unserer Tabus wurzeln in der Vergangenheit. Aber dieser Ansatz, zusammen mit den vorangegangenen vier, wird eine Menge undenkbarer Ideen ergeben.
Warum
Erstens mache ich es aus dem selben Grund warum ich als Kind Steine umgedreht habe: schlichte Neugier. Und ich bin besonders neugierig auf alles, was verboten ist. Lassen Sie mich nachsehen und selber entscheiden.
Zweitens, ich mache es, weil mir der Gedanke nicht gefällt, falsch zu liegen. Wenn, wie in anderen Zeitaltern, wir Dinge glauben, die später lächerlich klingen, dann möchte ich zumindest wissen, was diese sind, damit ich vermeiden kann, daran zu glauben.
Drittens, ich mache es, weil es gut für das Gehirn ist. Um gute Arbeit zu leisten braucht man ein Gehirn, das jeden Gedanken zu fassen vermag. Und man braucht ein Gehirn, dass sich die Gewohnheit zu eigen macht, dorthin zu begeben, wo es nicht sein sollte.
Große Werke neigen dazu, aus Ideen zu wachsen, die andere übersehen haben, und keine Idee wird so übersehen wie das Undenkbare. Natürliche Selektion, zum Beispiel. Es ist so einfach. Warum kam niemand vorher auf die Idee ? Nun, das ist nur zu offensichtlich. Darwin selbst drückte sich sehr vorsichtig bezüglich der Folgerungen seiner Theorie aus. Er wollte seine Zeit damit verbringen, über Biologie nachzudenken, nicht mit Leuten zu argumentieren, die ihn als Atheisten beschuldigen würden.
Besonders in den Wissenschaften ist es ein großer Vorteil, Annahmen in Frage zu stellen. Die Vorgehensweise von Wissenschaftlern, zumindest von den guten, ist genau das: Ausschau halten nach Stellen, wo die konventionelle Weisheit versagt und dann dort die Risse weiter aufzureißen, um nachzusehen, was sich dort versteckt. Dort entstehen neue Theorien.
In anderen Worten: Ein guter Wissenschaftler ignoriert nicht nur ab und zu konventionelle Weisheit, sondern strengt sich an, diese zu widerlegen. Wissenschaftler suchen nach Problemen. Dies sollte die Vorgehensweise jedes Gelehrten sein, aber Wissenschaftler sind viel bereiter, unter Steinen nachzusehen[10].
Warum ? Es könnte sein, dass Wissenschaftler schlicht gescheiter sind, die meisten Physiker könnten, falls notwendig, einen Doktor in französischer Literatur machen, aber kaum in Professor der französischen Literatur könnte einen Doktor in Physik machen. Oder es könnte sein, dass es in der Wissenschaft offensichtlicher ist, ob Theorien wahr oder falsch sind, und das macht Wissenschaftler mutiger. (Oder es könnte sein, dass man schlau sein muss, um einen Job als Wissenschaftler bekommen zu können, weil es in der Wissenschaft offensichtlicher ist, ob Theorien wahr oder falsch sind; mehr als es ein Job als guter Politiker verlangt.)
Was auch immer der Grund ist, es scheint einen klaren Zusammenhang zwischen Intelligenz und dem Willen zu geben, schockierende Ideen in Betracht zu ziehen. Das ist nicht nur, weil schlaue Leute aktiv daran arbeiten, Löcher im konventionellem Denken zu finden. Ich glaube auch, dass Konventionen weniger Einfluss auf sie haben. Man sieht es daran, wie sie sich kleiden.
Es sind nicht nur Wissenschaften, wo sich Häresie auszahlt. In jedem konkurrierendem Feld kann man eine Menge gewinnen wenn man das sieht, was andere nicht zu sehen wagen. Und in jedem Feld gibt es wahrscheinlich Häresien, die wenige auszusprechen wagen. Innerhalb der US-Autoindustrie gibt es derzeit viel Händewringen über den sinkenden Marktanteil. Und doch ist die Ursache so offensichtlich, dass jeder aufmerksame Beobachter es in einer Sekunde erklären könnte: Sie machen schlechte Autos. Und sie machen es schon so lange, dass US-Marken Antimarken sind – etwas, was man trotz, nicht wegen kauft. Cadillac hörte etwa 1970 auf, der Cadillac der Autos zu sein. Und doch vermute ich stark, dass sich niemand wagt, das auszusprechen[11]. Anderenfalls hätten die Firmen versucht, das Problem zu lösen.
Sich selbst dazu anzuhalten, unaussprechliche Gedanken zu denken, hat mehr Vorteile als das, was die Gedanken selbst zu bieten haben. Es ist wie Dehnen. Wenn man sich dehnt, bevor man losläuft, bringt man den Körper in Positionen, die wesentlich extremer sind als solche, die während des Laufens auftreten. Wenn man Gedanken denken kann, die so dermaßen vom Gewohnten abweichen, dass sich die Haare der Leute sträuben würden, hat man keine Probleme mit den kleinen Ausflügen, die Leute innovativ nennen.
Pensieri Stretti
Stellen Sie sich vor, dass es in der Zukunft eine Bewegung gibt, die die Farbe Gelb verbieten will. Vorschläge, etwas gelb anzupinseln, würden als „Gelbliebhaberei“ geschmäht, genauso wie Leute, die man verdächtigt, die Farbe zu mögen. Leute, die Orange mögen, werden zwar toleriert, aber mit Argwohn betrachtet. Stellen Sie sich nun vor, dass sie begreifen, dass die Farbe Gelb völlig in Ordnung ist. Wenn Sie nun herumlaufen und das laut aussprechen, wird man sie auch als „Gelbliebhaber“ herabsetzen und Sie werden viele Streitereien mit Leuten haben, die feindlich zur Farbe Gelb stehen. Wenn Ihr Ziel im Leben darin besteht, die Farbe Gelb zu rehabilitieren, dann kann das genau das sein, was sie möchten. Wenn Ihr Interesse hauptsächlich auf andere Fragen gerichtet sind, wird Ihnen das Abstempeln als Gelbliebhaber einfach nur lästig sein. Diskutiere mit Idioten und Du wirst selbst einer.
Die wichtigste Sache ist es, zu denken, was man mag; nicht, alles zu sagen, was man will. Und wenn Ihnen danach ist, alles sagen zu müssen, was Sie denken, wird die dazugehörige Erfahrung Sie möglicherweise davon abhalten, sich weiter mit unpassenden Gedanken zu beschäftigen. Ich denke, es ist besser, eine entgegengesetzte Haltung einzunehmen. Ziehen Sie einen scharfen Trennstrich zwischen dem, was sie denken und dem, was sie sagen. Innerhalb Ihres Kopfes ist alles erlaubt. Innerhalb meines Kopfes kann ich mich dazu ermuntern, die schlimmsten Gedanken zu denken, die ich mir vorstellen kann. Aber, genau wie in einer Geheimgesellschaft, nichts, was innerhalb des Gebäudes passiert, dringt je nach außen. Die erste Regel des Fight Club ist es: Man redet nicht über den Fight Club[k].
Als Milton sich vorbereitete, Italien in den dreißiger Jahren des siebzehnten Jahrhundertes zu besuchen, sagte ihm Sir Henry Wootton als ehemaliger Botschafter in Venedig, dass er das Motto „i pensieri stretti ? il viso sciolto“ beherzigen sollte. Geschlossene Gedanken und ein offenes Gesicht. Lächle jeden an und sage Ihnen nicht, was Dir gerade durch den Kopf geht. Dies war ein weiser Rat. Milton war ein diskutierfreudiger Mensch und die Inquisition war zu diesem Zeitpunkt ein ? unruhig. Ich halte die Differenz zwischen Milton's und der derzeitigen Situation nur für graduell. Jede Ära hatte Ihre Ketzereien, und selbst wenn man nicht im Gefängnis landet, bekommt man mindestens genug Ärger, dass man vollständig abgelenkt wird.
Ich gebe zu, dass es feige klingt, stillzubleiben. Wenn ich darüber lese, welchen Belästigungen man durch Scientologen ausgesetzt wird[12], dass proisraelische Gruppierungen Akten über Personen zusammenstellen, die Israels Menschenrechtsverletzungen kritisieren[13], oder dass Leute wegen Verletzung der DMCA[14] angeklagt werden, dann möchte ein Teil von mir sagen: „Na schön, Ihr Bastarde, kommt doch.“ Das Problem ist nur, es gibt so viele Dinge, die man nicht aussprechen darf. Wenn man alle sagt, hat man keine Zeit mehr für seine eigentliche Arbeit. Man müsste sich in Noam Chomsky[15] verwandeln.
Der wirkliche Nachteil davon, Gedanken geheimzuhalten, ist es, dass man die Vorteile einer Diskussion verliert. Über eine Idee zu sprechen führt zu mehr Gedanken. Der optimale Plan ist es, sofern möglich, ein paar wirklich vertrauenswürdige Freunde zu haben, mit denen man offen über solche Dinge sprechen kann. Das ist nicht nur eine Art, Gedanken zu entwickeln; es ist auch eine gute Daumenregel, welche Freunde man sich aussucht. Die Leute, denen man abweichlerische Dinge sagen kann, ohne dass sie einem ins Gesicht springen, sind die interessantesten Leute zum Kennenlernen.
Viso Sciolto ?
Noch besser, antworten Sie: „Ich habe mich noch nicht entschieden.“ Das war das, was Larry Summers gemacht hat, als eine Gruppe versucht hat, ihn in diese Position zu bringen. Er erklärte später: „Ich lasse mich nicht auf Lackmustests ein“[16]. Viele der Fragen, bei denen sich Leute aufregen, sind wirklich etwas komplizierter. Es gibt keinen Preis dafür, die Antwort erzwingen zu wollen.
Falls z. B. die Gelbhasser anscheinend außer Kontrolle geraten sind und man zurückschlagen möchte, gibt es Mittel, ohne sich als „Gelbliebhaber“ brandmarken lassen zu müssen. Wie Scharmützler in einer altertümlichen Armee möchten Sie es vermeiden, der Hauptmacht der feindlichen Armee entgegenzutreten. Besser ist es, sie mit Pfeilen aus der Distanz zu belästigen.
Ein Weg, dies zu erreichen, ist es die Auseinandersetzung eine Stufe abstrakter zu führen. Wenn man allgemein gegen Zensur Stellung bezieht, kann man vermeiden, einer in einem zu zensierendem Werk geäußerten Häresie angeklagt zu werden. Man kann Abstempelungen mit Bezeichnungen bekämpfen, die den Gebrauch von Stempeln zur Vermeidung von Diskussionen zusammenfassen. Die Ausbreitung des Begriffes „politische Korrektheit“ war der Anfang vom Ende ebendieser, weil er es erlaubte, das Phänomen zu attackieren, ohne auf einzelne Verbote/Gebote dieser Richtung eingehen zu müssen.
Wieder eine andere Methode ist der Gegenangriff mit einer Metapher. Arthur Miller untergrub das Haus der Kommission für unamerikanische Aktivitäten, indem er ein Stück „Hexenjagd“ (Anmerkung: Im wörtlichem Sinn „Die Feuerprobe“) über die Hexenprozesse in Salem schrieb. Er bezog sich nie auf die Kommission selbst und gab ihnen somit keine Möglichkeit zur Handhabe. Was sollte die Kommission tun, die Hexenprozesse von Salem verteidigen ? Und trotzdem blieb die Metapher so stark im Gedächtnis haften, dass bis heute die Aktivitäten der Kommission oft als Hexenjagd beschrieben werden.
Eines der besten Waffen ist wahrscheinlich Humor. Eiferer und Fanatiker, was auch immer Ihr Grund ist, leiden gewohnheitsmäßig unter einem völligen Mangel daran. Sie können auf Witze nicht natürlich reagieren. Sie fühlen sich auf dem Gebiet des Humors so wohl wie ein Ritter zu Pferde auf einer Schlittschuhbahn. Zum Beispiel scheint die viktorianische Prüdheit hauptsächlich dadurch untergegangen zu sein, dass man sie veralberte. Ihrer Reinkarnation als politische Korrektheit scheint es ähnlich zu ergehen. „Ich bin froh, dass ich es geschafft habe, ‚Hexenjagd‘ zu schreiben“, schrieb Arthur Miller, „aber wenn ich zurückblicke, hätte ich mir gewünscht, dass ich das Temperament gehabt hätte, eine absurde Komödie daraus zu machen; das wäre das, was der Situation angemessen gewesen wäre.“[17]
Immer wieder fragen
Selbstverständlich ist die Tatsache, dass sie Aufgeschlossenheit schätzen, keine Garantie. Wer denkt schon, dass er nicht aufgeschlossen ist ? Unser sprödes Fräulein aus der Vorstadt denkt, dass sie aufgeschlossen ist. Wurde sie denn nicht danach erzogen ? Fragen Sie jeden, and alle werden sagen, dass sie doch schon ziemlich aufgeschlossen sind, wobei sie natürlich die Grenze dort ziehen, was wirklich falsch ist. (Manche Stämme werden das Wort „falsch“ als wertend vermeiden und stattdessen neutral klingendere Beschönigungen wie „negativ“ oder „destruktiv“ verwenden.) Wenn Leute schlecht in Mathe sind, wissen sie es, weil sie die falschen Antworten in Tests ankreuzen. Aber wenn Leute kaum oder gar nicht aufgeschlossen sind, wissen sie es nicht. Tatsächlich glauben sie eher das Gegenteil. Wir erinnern uns, die Natur der Mode ist es, nicht erkennbar zu sein. Es würde anderweitig nicht funktionieren. Mode sieht in den Augen derjenigen, die sich in Ihrem Griff befinden, nicht wie Mode aus. Es sieht bloß passend aus. Nur aus der Entfernung können wir die Schwankungen in den Vorstellungen der Leute erkennen, was das Richtige ist, und können sie als Zeitgeist identifizieren. Zeit gibt uns eine solche Distanz ohne weiteres. In der Tat, das Erscheinen neuer Zeitgeister macht die alten einfach zu sehen, weil sie im Gegensatz dazu so lächerlich erscheinen. Von einem Ende des Pendels ausgesehen sieht das andere besonders weit aus.
Um Zeitgeist in unserer eigenen Zeit erkennen zu können benötigen wir bewußte Anstrengung. Ohne Zeitraum, der einem Distanz verleiht, muss man sich die Distanz selber erschaffen. Anstatt Teil des Pöbels zu sein, halte man sich so weit wie möglich davon fern und beobachte, was er macht. Und schenken Sie Ihre Aufmerksamkeit besonders dem Fall, dass eine Idee unterdrückt wird. Webfilter für Kinder sowie Arbeitgeber verbieten Zugriff auf pornographische Seiten, Gewalt und Hassreden. Was zählt als Pornographie und Gewalt ? Und was genau ist „Hassrede“ ? Das klingt wie eine Phrase aus „1984“. Abstempelungen sind wahrscheinlich die besten äußeren Anzeichen. Wenn eine Äußerung falsch ist, dann ist das die schlimmste, was man darüber sagen kann. Man braucht nicht zu sagen, dass sie daneben ist. Und wenn sie nicht falsch ist, sollte sie nicht unterdrückt werden. Wenn man also hört, dass Äußerungen als x-tisch angegriffen werden, egal ob in 1630 oder 2030, haben wir ein sicheres Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Wenn Sie solche Abstempelungen hören, fragen Sie sich warum.
Insbesondere dann, wenn man merkt, dass man sie selbst benutzt. Es ist nicht nur der Mob, den man aus der Distanz betrachten sollte. Man muss in der Lage sein, seine eigenen Gedanken aus der Distanz zu betrachten. Das ist, nebenbei bemerkt, keine radikale Idee; es ist der Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen. Wenn ein Kind wütend wird, weil es müde ist, weiß es nicht, was passiert. Ein Erwachsener kann sich so weit von der Situation distanzieren, um zu sagen „Nicht aufregen, ich bin bloß müde“. Ich kann nicht erkennen, warum jemand in einem ähnlichen Prozess nicht lernen könnte, die Auswirkungen eines moralischen Zeitgeistes zu bemerken und abzulehnen.
Man muss diesen Extraschritt unternehmen wenn man klar denken will. Aber es ist schwerer, weil man nun gegen soziale Gewohnheiten als mit Ihnen denkt. Jeder ermutigt Sie dazu, zum Punkt zu kommen, wo man seine schlechte Laune nicht mehr berücksichtigt. Wenige ermutigen Sie, dort weiterzumachen, bis man die schlechte Laune der Gesellschaft nicht mehr berücksichtigt.
Wie kann man die Welle sehen, wenn man das Wasser ist ? Stelle Fragen. Das ist die einzige Verteidigung. Was kann ich nicht aussprechen ? Und warum ?
Fußnoten im Original
[1]
Die Inquisition hat wahrscheinlich nie wirklich vorgehabt, Ihre
Drohung mit der Folter auszuführen. Aber das war so, weil
Galileo klarmachte, dass er alles, um was sie Ihn bitten würden,
tun würde. Wenn er sich geweigert hätte, ist es schwer vorstellbar,
dass sie einfach klein beigegeben hätten. Nicht lange vorher
haben sie den Philosophen Bruno verbrannt, als dieser sich als
unbelehrbar erwies.
[2]
Viele Organisationen publizieren gehorsamt Listen, worauf steht,
was nicht angesprochen werden darf. Unglücklicherweise sind
diese nach beiden Seiten hin unvollständig; es gibt Dinge, die
so schockierend in Ihrer Weltsicht sind, dass sie sich nicht
einmal vorstellen können, dass es jemand wagen würde, sie zu denken,
und andererseits sind sie so verallgemeinernd, dass sie wegen der
Fülle möglichen Materials nicht erzwungen werden können.
Es wäre schon ein seltenes Exemplar einer Benimmregel fürs
Kommunizieren an einer Universität, die wörtlich genommen,
Shakespeare nicht ausschließen würde.
[3]
Kundel HL, Nodine CF, Krupinski EA, „Searching for lung nodules: Visual
dwell indicates locations of false-positive and false-negative
decisions.“ Investigative Radiology, 24 (1989), 472-478.
[4]
Hat sich durch die Übersetzung erledigt. Es ging um ein Wortspiel,
das einen exakten Vergleich ausdrücken soll.
[5]
Aus dieser Äußerung könnte man entnehmen, dass ich moralischen
Relativismus vertrete. Völlig verkehrt. Ich denke, dass
„wertend“ eines der Abstempelungen sind, die dazu da sind,
Diskussionen über Ideen abzuwürgen, und das die Versuche
eines „nicht wertend“ so ziemlich das Lustigste ist, was
die zukünftigen Generationen an uns haben werden.
[6]
Das macht die Welt für Kinder verwirrend, weil das, was sie sehen,
von dem abweicht, was man ihnen erzählt hat. Ich habe nie verstanden,
warum sich z. B. portugiesische „Entdecker“ an der afrikanischen
Küste entlanggehangelt haben. Die Wahrheit ist, dass sie auf der
Suche nach Sklaven waren.
Bovill, Edward, The Golden Trade of the Moors, Oxford, 1963.
[7]
Die Kinder lernen bald die Wörter von Ihren Freunden, aber sie wissen,
dass sie sie nicht benutzen sollen. Also hat man für eine geraume
Zeit eine Situation wie in einer Komödie: Die Eltern benutzen die
Wörter innerhalb Ihrer Gruppe, aber nie vor den Kindern, die Kinder
benutzen die Wörter innerhalb ihres Freundeskreises, aber nie vor
den Eltern.
[8]
Ein paar Jahre früher arbeitete ich in einer Firma mit dem Logo eines
vollen roten Kreises mit weißen V in der Mitte. Ich mochte das Logo
wirklich gerne. Nachdem wir es eine Weile verwendet hatten, dachte
ich mir, Du weißt, das ist ein wirklich machtvolles Symbol,
ein leuchtendroter Kreis. Rot ist die wohl grundlegendste Farbe,
und der Kreis das grundlegendste Symbol. Zusammen machen sie so
einen starken visuellen Eindruck. Warum benutzen nicht mehr
amerikanische Firmen einen roten Kreis als ihr Logo ? Ach ja…
[Es folgt ein erklärender Link. Preisfrage: Welches Symbol
haben wohl die Japaner in Ihrer Nationalflagge…]
[9]
Die Angst ist bei weitem die stärkste der beiden Antriebe.
Manchmal, wenn ich höre, das jemand das Wort „Gyp“ (Zigeuner)
verwendet, sage ich mit ernstem Gesichtsausdruck, dass man das Wort
nicht mehr benutzen kann, weil es für Roma herabsetzend klingt.
Tatsächlich sind sich die Wörterbücher über die Herkunft uneins.
Aber die Reaktion auf diesen Scherz ist fast immer eine leicht
entsetzte Willfährigkeit. Es ist etwas in der Mode, ob Kleidung oder
Ideen, die das Vertrauen der Leute untergraben: wenn sie etwas
neues hören, fühlen sie sich immer so, als hätten sie das schon
vorher wissen müssen.
[10]
Ich wollte nicht andeuten, dass die Meinungen von Wissenschaftlern
unabdingbar richtig sind, nur dass ihre Bereitschaft, unkonventionelle
Ideen zu berücksichtigen, ihnen dort einen Vorsprung verleiht. In anderen
Fällen sind sie manchmal benachteiligt. Wie andere Gelehrte haben
viele Wissenschaftler niemals ihr Geld selbst verdient – das heißt,
sie haben nie welches für Gegenleistungen Ihrerseits bekommen. Die
meisten Gelehrten leben in einer anormalen Mikrowelt, in der Geld
von Instituitionen und Förderungen vergeben anstatt durch die
eigene Leistung repräsentiert wird. Es ist dann nur natürlich für
die meisten, dass nationale Wirtschaften nach denselbem Prinzip
verfahren sollten. Als Resultat haben wir viele sonst sehr intelligente
Leute, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts Sozialisten sind.
[11]
Voraussehbar würden solche Gedanken innerhalb der Industrie als
„negativ“ bezeichnet werden. Wieder ein Stempel, genau wie „Defätist“.
Schön und gut, sollte man fragen, ist es nun aber wahr oder nicht ?
In der Tat ist es wahrscheinlich ein gutes Maß für eine gesunde
Organisation, dass negative Gedanken erlaubt sind. An Stellen, wo
große Arbeit geleistet wird, scheint immer eine kritische und
sarkastische Einstellung vorhanden zu sein, keine „positive“ oder
„unterstützende“. Die Leute, die ich kenne und die gute Arbeit leisten,
denken, dass diese beschissen ist, aber das es anderswo noch
unglaublich viel beschissener ist.
[12]
Behar, Richard, „The Thriving Cult of Greed and Power,“ Time, 6 May 1991.
[13]
Healy, Patrick, „Summers hits ‚anti-Semitic‘ actions,“ Boston Globe, 20 September 2002.
[14]
„Tinkerers' champion,“ The Economist, 20 June 2002.
[15]
Damit meinte ich, dass man ein professioneller Unruhestifter werden
müsste, nicht dass Noam Chomsky's Meinungen das sind, was man nicht
sagen kann. Wenn Sie wirklich das sagen, was man nicht aussprechen
darf, dann schockiert man sowohl Konservative als auch Liberale
gleichermaßen – genauso, wie wenn man mittels einer Zeitmaschine
zurück nach dem viktorianischen England reisen würde und dann
sagen würde, was man denkt – Ihre Vorstellungen würden Tories und
Whigs gleichermaßen schockieren.
[16]
Traub, James, „Harvard Radical,“ New York Times Magazine, 24 August 2003.
[17]
Miller, Arthur, The Crucible in History and Other Essays, Methuen, 2000.
Anmerkungen des Übersetzers
[a]
Für den amerikanischen Ausdruck „Nerd“ bzw. „Geek“ gibt es keine
treffende Übersetzung; in der Überzeichnung ist der typische
hochintelligente Brillenträger mit oftmals albern empfundenen Aussehen
und oft geringer sozialer Begabung gemeint.
Oft auch als Streber oder Stubenhocker bezeichnet.
[b]
Im Original: Plantangenbesitzer im amerikanischen Süden vor
dem Sezessionskrieg.
[c]
[c] Im Original: Well-adjusted
[d]
Auf Nachfrage hat Paul Graham die Quelle „The German High Command at War“
von Robert B. Asprey für diesen Ausdruck genannt, den Ludendorff
verwendet haben soll.
Beim Nachschlagen wurde jedoch deutlich (Seite 303 ff.), dass sich
Paul Graham irrt; der Ausdruck bezieht sich auf die innere Einstellung
Ludendorffs gegenüber Leuten, die Zweifel am Sieg äußerten. Asprey
sagt nicht, dass Ludendorff diesen Ausdruck als politische Waffe
benutzt hat und gibt auch keine Quellen dafür an, dass dieser oder
ein ähnlicher Ausdruck in der Öffentlichkeit verwendet wurde.
Nach meinen Informationen kommt der Ausdruck „Defätismus“ aus dem
Französischen, der den Zustand der Mutlosigkeit,
Resignation und Schwarzseherei bezeichnet, wenn man die eigene
Sache für aussichtslos ansieht.
[e]
1917 hatte sich die relative militärische Lage für Deutschland
verbessert. Durch die Erfolge an der Ostfront aufgrund der
instabilen russischen Innenpolitik (kommunistische Revolution) und
dem vergeblichen Anrennen der Allierten gegen die stark befestigte
Siegfriedstellung an der Westfront gab es zwei Vorstellungen eines
Friedens: die im Juli vortragene Idee eines „Verständigungsfriedens“
(bei dem sich beide Seiten mit leeren Händen begnügt hätten) und
die eines von Hindenburg und Ludendorff favorisierten „Siegfriedens“,
bei dem Deutschland seine Geländegewinne behalten hätte.
[f]
Das stimmt nur zum Teil:
Physikalische Vorstellungen beruhen auf dem Inklusionsprinzip:
Jedes fortgeschrittenere Modell kann Erscheinungen erklären, die
das vorherige Modell nicht kann, aber es muss gleichzeitig alle
zutreffenden Erklärungen des vorherigen Modells übernehmen.
Auch unsere heutigen Modelle werden vermutlich
durch leistungsfähigere Modelle ersetzt, so dass sie strenggenommen
genauso „falsch“ sind wie diejenigen unserer Vorfahren.
Beispiel:
Elektrizität/Magnetismus -> Maxwell-Gleichungen -> Quantenelektrodynamik
Es wäre also korrekt zu sagen: Wir sind richtiger als unsere
Vorfahren.
[g]
Im Original „fuck“. „fuck“ läßt sich von der Bedeutung und von der
benutzten Beugung her nicht ohne weiteres ins Deutsche übersetzen,
(„Fick“ steht nie alleine und hat eine hauptsächlich sexuelle und
weniger beleidigende Komponente), deshalb das häufig verwendete
„Arschloch“ als Ersatz.
[h]
Nicht nur, dass Galilei offen Kritik am geozentrischen System
übte, er tat dies, indem er absolut unüblich für einen Gelehrten
seiner Zeit seine Schriften auf (für das Volk verständlichem)
Italienisch anstatt auf Latein verfasste und sich damit
absichtlich an das breite Publikum wandte.
[i]
Passend dazu wurde während des Irakkrieges, wo die
Bush-Regierung auf starken öffentlichen Widerstand stieß, ein
Ausbruch von „Antiamerikanismus“ beklagt…
[j]
Koprophilie: menschlicher Kot zur sexuellen Stimulation.
[k]
Fight Club, Film von David Fincher, gedreht 1999.
Antworten auf „Was man nicht aussprechen kann“ von Paul Graham
Warum sagen Sie nicht einfach ein paar Dinge, die man nicht aussprechen kann ?
Wenn ich diese Dinge sagen würde, wäre die Wirkung einer Arschbombe im Schwimmbad vergleichbar. Sofort würde sich das Essay um diese und nicht über die allgemeineren und letztlich wesentlich wichtigeren Punkte drehen.
Eine andere Alternative würde es sein, abgeschwächte, nicht so kontroverse Themen anzusprechen, wie dieser Larry Elder in seinem Buch „Die zehn Dinge, die man nicht in Amerika sagen darf“. Ich habe das Buch nicht gelesen und habe keine Ahnung, ob es gut ist, aber dies sind sicher nicht die zehn Dinge, die man in Amerika nicht sagen darf. Ich kann mir locker zehn ausdenken, die wesentlich schockierender sind. Wenn ich bei dieser Art abgeschwächter Äußerungen bleibe, würde es Leute die bequeme Illusion bieten, dass diese Vorstellungen, die man oft genug im Radio und in den Bars hört, das ultimative Limit dessen ist, was man nicht sagen kann.
In Wirklichkeit ist es sehr, sehr schwer, das ultimative Limit zu finden. Bekannte Unruhestifter bleiben bei den Früchten, die tief hängen. Das Problem wirklich anzugehen würde Jahre der Selbstbeobachtung erfordern. Man hat die eigenen von den Vorstellungen der Zeit zu entwirren und das ist so schwer, dass wenige Leute in der Geschichte das auch nur annähernd erreicht haben. Isaac Newton hat, gescheit wie er war, Jahre seines Lebens an theologischen Strittigkeiten vergeudet.
Ich stimme Ihrer Verallgemeinerung, dass Physiker gescheiter als Professoren der französischen Literatur sind, nicht zu.
Versuchen wir folgendes Gedankenexperiment. Ein Diktator übernimmt die USA und sendet alle Professoren der beiden Fakultäten in Umerziehungslager. Den Physikern sagt man, dass sie lernen müssen, Artikel über französische Literatur zu schreiben, die akademischen Ansprüchen genügen; und den Professoren der französischen Literatur sagt man, dass sie lernen müssen, einfache physikalische Artikel zu schreiben. Wenn eine Gruppe versagt, wird sie hingerichtet. Welche Gruppe macht sich wohl mehr Sorgen ?
Wir haben hier einige Hinweise: die berühmte Parodie von dem Physiker Alan Sokal, die im Social Text ernstgenommen und abgedruckt wurde. Wie lange hat er wohl gebraucht, um die Kunst zu beherrschen, tiefsinnig klingenden Blödsinn gut genug zu schreiben, um die Editoren zu täuschen ? Ein paar Wochen ?
Was glauben Sie, wie hoch die Chancen dafür sind, dass ein Literaturtheoretiker eine Parodie eines Physikartikels in einem Physikjournal publiziert bekommt ?
Der Konformitätstest übersieht eine dritte Möglichkeit: das man sich einfach nicht darum schert, was andere denken.
Wir sind das Ergebnis unserer Erfahrungen, also werden wir sicherlich die selben Moralanschauungen wie die Leute um uns herum entwickeln, aber das bedeutet nicht, dass man nicht unabhängig ist.
Es mag schwer sein, die eigene Zeit zu überdauern, aber ich meine, dass man wenigstens danach streben sollte, anstatt sich mit dem Gedanken zufriedenzugeben, dass Erzeugnis einer bestimmten Zeit und einem bestimmten Ort zu sein, die Irrtümer von einem selbst entschuldigt.
Die Tatsache, dass man etwas nicht sagen kann, bedeutet nicht, dass sie wahr ist.
Der Grund, warum ich meinen Kindern verbiete, Wörter wie „Scheiße“ oder „Arschloch“ zu sagen, ist nicht, dass sie unschuldig aussehen sollen, sondern weil diese Worte ungehörig sind und nichts zur Verständigung beitragen.
Hier ein Gedankenexperiment, dass Sie zum Untersuchen Ihrer Motive verwenden können. Können Sie sich eine Situation vorstellen, in der die Benutzung der Wörter von Ihren Kindern nicht abstoßend erscheinen würde ?
Es gibt wahrscheinlich bei jedem Momente starken Mißfallens. Wenn Sie also die Vorstellung daran, dass Ihre Kinder die Ausdrücke benutzen, unabhängig von den Bedingungen immer abstoßend finden, dann wollen Sie wahrscheinlich in Wirklichkeit Ihre Kinder unschuldig sehen.
Sie behaupten, dass man es sich einfach macht, Vorstellungen als x-istisch abzustempeln und doch sagen Sie: „viele sonst sehr intelligente Leute, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts Sozialisten sind.“
Wie können Sie Sozialismus so nebenbei abtun ?
In den siebziger Jahren von England war der Höchstsatz der Einkommenssteuer 98 %. Das ist das, worauf sich der Satz „eins für dich, neunzehn für mich“ des Beatle-Songs „Tax Man“ bezieht.
Jeder Staat, der diese Entscheidung trifft, verliert im Endeffekt, weil neue Technologie von Leuten entwickelt wird, die ein Vermögen machen wollen. Es ist zu viel Arbeit für jemanden, der normale Gehälter bezieht. Kluge Leute mögen zwar an aufregenden Projekten wie Kampfflugzeuge und Weltraumraketen bei normalem Lohn arbeiten, aber Halbleiter oder Glühlampen oder das Aufbauen des E-Kommerzes müssen durch Neueinsteiger entwickelt werden. Das Leben in der Sowjetunion wäre noch armseliger gewesen wenn die Russen nichts von den Amerikanern hätten kopieren können. Finnland wird manchmal als Beispiel einer prosperierenden sozialistischen Gesellschaft genannt, aber offenbar beträgt der Höchstsatz der kombinierten Einkommenssteuer 55%, nur 5% höher als in Kalifornien. Wenn Finnland also wesentlich sozialistischer als die USA aussehen, liegt es daran, dass sie nicht so hohe Militärausgaben haben.